Rede: Koordinierungsstelle „Frau und Betrieb“

Sehr geehrte Frau Landrätin, sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen – und Abgeordnete der AfD,

wir haben in der Fraktion lange über eine Fortführung der Koordinierungsstelle „Frau und Betrieb“ und entsprechend auch über den Antrag der SPD/UWG-Gruppe diskutiert und haben keine einheitliche Meinung gefunden. Das Land Niedersachsen fördert aktuell 23 „Koordinierungsstellen Frau und Wirtschaft“, die das Ziel haben, Frauen den Erst- oder Wiedereinstieg in den Beruf zu ermöglichen und gemeinsam mit Unternehmen – hier sind insbesondere Klein – und Mittelständische Unternehmen adressiert – Modelle für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu entwickeln. Die Koordinierungsstelle von Stadt und Landkreis Osnabrück ist nur eine davon. Wir sind uns daher bewusst, dass unsere Entscheidung auch Auswirkungen auf andere Landkreise haben könnte.

Das bei dem Thema leider noch immer ein hoher Bedarf gegeben ist, lässt sich anhand von Zahlen belegen: obwohl es in Deutschland mehr Frauen als Männer gibt, sind mehr Männer als Frauen erwerbstätig. Fast 70% der erwerbstätigen Frauen sind zudem nur teilzeitbeschäftigt. Und entsprechend fällt die Lohnlücke zwischen Männer und Frauen im Vergleich zu anderen EU-Staaten deutlich höher aus. Also durchaus gute Argumente, die Koordinierungsstelle weiter zu unterstützen. Doch jetzt kommt das „Aber“:

  1. Schaut man sich die Unternehmen an, die sich im Verbund zusammengeschlossen haben, handelt es sich dabei vorwiegend um größere Unternehmen oder Unternehmen, die über übergeordnete zentrale Strukturen verfügen und damit nicht zu den eigentlichen Adressaten gehören.
  2. Wir haben in Deutschland einen Arbeitnehmermarkt, d.h. Unternehmen, die sich bis heute noch nicht eigenständig auf den Weg gemacht haben, das große Potential der Frauen zu erschließen, sind vermutlich auf längere Sicht nicht wettbewerbsfähig.
  3. Wir kennen die Anzahl der Beratungen, die Frauen über die Koordinierungsstelle erhalten haben – was wir nicht kennen ist die Anzahl der Frauen, die durch die Beratung tatsächlich ins Berufsleben eingestiegen sind.

Und noch eine persönliche Anmerkung: in meinem Team arbeiten mehr als 50 Frauen mit geschätzt 80 Kindern im Alter von 2-22. Um eine größtmögliche Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf herzustellen, haben wir inzwischen mehr als 25 individuelle Schichtzeiten und Rahmenpläne eingeführt, die die Bedürfnisse der Kollegen auch im Hinblick auf Kita-Öffnungszeiten, Freizeit- und schulische Aktivitäten der Kinder, aber auch die Pflege von Angehörigen erfüllen. Am schwierigsten zu planen sind für uns aktuell übrigens die Dienste eines männlichen Kollegen, da wir diese erst dann planen, wenn feststeht, in welchen Schichten seine Frau arbeitet. Ich will mit diesem Beispiel verdeutlichen, das uns die Problematik durchaus bewusst ist – aber auch, dass es vorrangig auf die Unternehmen selbst ankommt.

Wir werden den Antrag daher mehrheitlich ablehnen.