Kommentar zur Betriebssozialarbeit an Pflegeeinrichtungen

30 – 35 % Abbrecherquote in der Pflegeausbildung, eine erschreckend hohe Zahl, die aber nachvollziehbar ist.

Wer macht aktuell eine Ausbildung in der Pflege?

Achtung, was jetzt folgt ist lediglich von anekdotischer Evidenz:

Da sind diejenigen, die die Ausbildung beginnen, weil sie „irgendwas mit Medizin“ machen wollen. Diejenigen, die „Helfen wollen“ und diejenigen, denen von anderen nahegelegt wird, eine Ausbildung in der Pflege zu machen. Im Hintergrund sehen wir häufig eher schwierige Familienverhältnisse.

Diese jungen Menschen beginnen ihre Ausbildung in der Regel oft ohne sich tatsächlich darüber bewusst zu sein, was Arbeiten im Schichtdienst, an Feiertagen und Wochenenden bedeutet. Dazu kommt der Theorie-Praxis-Gap: in der Schule lernen sie, wie sie Bewohner und Patienten bedarfsgerecht versorgen sollen; Kommunikation, Krankheitslehre und bedürfnisorientierte und aktivierende Pflege nimmt einen großen Raum ein. In der Praxis sind die Auszubildenden mit Zeitdruck konfrontiert, Freizeitaktivitäten werden durch den Dienstplan begrenzt, die gesetzlich vorgeschriebene Praxisanleitung findet mangels personeller Ressourcen nur wenig statt und die Aufgaben, die sie übertragen bekommen, weichen deutlich von dem ab, was in diversen Fernsehserien zu sehen ist. Was in der Theorie vermittelt wurde, kann in der Praxis nicht umgesetzt werden. Parallel dazu steigt die Anspruchshaltung, was Pflege leisten soll.

Der Landkreis kann die Bedingungen vor Ort nur begrenzt ändern, die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen lassen dieses oft nicht zu. Mit dem Projekt „Betriebssozialarbeit vor Ort in den Einrichtungen“ bietet er aber den Auszubildenden und auch den Unternehmen eine Anlaufstelle.

Die aktuell verwendete Bezeichnung „Betriebssozialarbeit in Pflegeeinrichtungen“ erscheint uns allerdings gerade vor dem Hintergrund der generalistischen Ausbildung nicht zeitgemäß, da Ausbildung nicht nur ein Pflegeeinrichtungen, sondern auch in Krankenhäusern und ambulanten Diensten erfolgt. Hier würden wir uns zur Klarstellung eine andere Formulierung wünschen.

Mareen Guth