Rede: Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Frau Landrätin, liebe Anna, liebe Kolleginnen und Kollegen – und Abgeordnete der AfD,

Stellt euch vor, ihr stehen mitten im beruflichen Alltag und plötzlich ändert sich alles. Eine schwere Erkrankung, ein Unfall – und schon seid ihr in der Rolle eines Pflegenden. Das ist die Realität für fast jeden zehnten Berufstätigen in unserem Land. Auch hier im Raum sitzen Menschen, die diesen Spagat zwischen Beruf und Pflege tagtäglich meistern.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist eine große Herausforderung. Viele fühlen sich allein gelassen, wissen nicht, welche Rechte ihnen zustehen oder wo sie Hilfe finden können. Dieses wurde mir in den letzten Monaten in zahlreichen Gesprächen bewusst. Allein der Hinweis auf die gesetzliche Pflegezeit konnte schon dabei kurzfristig helfen.

Ein fester Ansprechpartner in den Unternehmen kann als erste Anlaufstelle Orientierung im komplexen Pflegesystem bieten, wenn genau diese Fragen aufkommen. Er kennt die gesetzlichen Grundlagen, weiß, welche Angebote es vor Ort gibt und kann gezielt an die richtigen Beratungsstellen vermitteln.

Warum ist das so wichtig?

  • Weil Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in dieser Situation unterstützen, davon profitieren.
  • Weil es nicht nur um die Unterstützung pflegender Angehöriger geht, sondern auch um den Erhalt unserer Arbeitskräfte.

Abgestimmte betriebsinterne Lösungen sind dabei oft der Schlüssel: Flexible Arbeitszeiten, Arbeitsplatzanpassungen und die Wahrnehmung der Belastung durch Arbeitgeber sind entscheidende Faktoren, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. In Zukunft wird dieser Trend noch stärker werden.

Studien zeigen ganz klar: Wer bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf unterstützt wird, kehrt schneller aus der Pflegezeit zurück, ist seltener krank und fühlt sich seinem Arbeitgeber stärker verbunden.

Vielleicht sind unsere Betriebe im Landkreis da bereits gut aufgestellt – vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht. Daher bitten wir die Verwaltung in unserem Antrag, mit den Unternehmen in Kontakt zu gehen und zunächst einmal etwaige Bedarfe zu klären, uns aber auch bereits Voraussetzungen für Qualifizierungsangebote zu benennen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist ein gesellschaftliches Thema, das uns alle angeht. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass niemand allein gelassen wird. Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag.