Rede zum Thema „Oberstufe in Bramsche“

Grüne Schulpolitik setzt sich bekanntermaßen schon sehr lange für Integrierte Gesamtschulen ein. Wir sind überzeugt davon, dass diese eine echte Alternative zum gegliederten Schulsystem darstellen und für mehr Bildungsgerechtigkeit stehen. Und ja, wir befürworten auch vollständige Gesamtschulen mit einer eigenen Oberstufe. So steht es in unserem Kommunal – Wahlprogramm, an dessen Erstellung ich selbst beteiligt war – und so sieht es auch unsere gesamte Fraktion.

Als jemand der selbst eine gymnasiale Laufbahn absolviert hat, kann ich mich persönlich dieser Einschätzung nur anschließen und hätte mir rückblickend gewünscht, bereits damals eine IGS besuchen zu können. Weniger Algebra und mehr Dreisatzrechnung hätten mir – ebenso wie meinen damaligen Mitauszubildenden mit gymnasialen Abitur – vermutlich einige Probleme in der Ausbildung erspart.

Als eine von vielen neuen Kreistagsabgeordneten musste ich mich schon direkt zu Beginn der Legislaturperiode sehr intensiv mit dem Thema befassen, da es bereits in den verschiedenen Sondierungsgesprächen direkt in den Fokus gerückt wurde und im November 2021 auch schon sehr früh der später zunächst zurückgezogene Antrag der SPD auf Errichtung einer Oberstufe an der IGS in Bramsche vorlag.

Immer war dabei klar, dass die Fraktion der Grünen natürlich grundsätzlich eine Oberstufe für die IGS Bramsche befürwortet. Da zu diesem Zeitpunkt aber keine aktuellen Zahlen zur Schülerzahlen, Auswirkungen und Bedarfen vorlagen, die bei einer Beantragung vorzulegen sind, stellten wir ebenfalls im November 2021 gemeinsam mit der FDP/CDW-Gruppe den Antrag, diese zu ermitteln und dem Kreistag zur Prüfung vorzulegen – auch um dem von zahlreichen Elternvertretern an uns herangetragenen Wunsch nach einer Errichtung zeitnah nachzukommen. Parallel baten wir um Prüfung, welchen Kooperationen vor Ort möglich sind, denn – hier zitiere ich aus unserem Wahlprogramm: „Dort, wo die Größe einer Gesamtschule für eine eigene Oberstufe nicht ausreicht, sollen zwei Gesamtschulen eine gemeinsame Oberstufe bekommen oder Formen der Zusammenarbeit mit anderen Schulen genutzt werden“.

Die von der Verwaltung ermittelten Zahlen lassen leider Interpretationsspielraum zu und weisen nicht eindeutig auf eine ausreichende Größe hin. Auch nach zahlreichen Diskussionen – sowohl interfraktionell, als auch mit unseren Ortverbänden, dem Kreisverband, Eltern- und Schülervertretern und anderen Parteien konnten wir aufgrund der Sachlage kein geschlossenes Meinungsbild erlangen. Dieses resultiert unter anderem auch daraus, dass uns ein Konzept zur Kooperation und Zusammenarbeit von zwei Oberstufen an einem Standort fehlt.  Eine solche Kooperation einschließlich möglicher Synergieeffekte wird ja auch im heute zur Abstimmung stehende Antrag der SPD thematisiert, bleibt aber inhaltlich sehr vage.

Daher stellen wir heute gemeinsam mit der FDP/CDW-Gruppe einen Antrag, der zunächst die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes vorsieht. So soll langfristig allen Schülerinnen und Schülern am Standort Bramsche ein qualitativ hochwertiges Oberstufenangebot mit einem differenzierten und breiten Profil- und Kursangebot gemacht werden. Konkurrierende Planungen und unzureichende Kommunikation über gemeinsame Ziele stören nach unserer Ansicht bereits jetzt den Schulfrieden an beiden Schulen, worunter aktuell sowohl Lehrende als auch Lernende leiden.

Eine zuverlässige Zusammenarbeit und ein innovatives Konzept ist für eine dauerhafte Sicherung beider Schulformen in unseren Augen daher unabdingbar. Modellprojekte außerhalb des niedersächsischen Schulgesetzes möchten wir dabei ausdrücklich nicht ausschließen.

Abschließend möchte ich nochmals bekräftigen, dass unsere grüne Fraktion sich weiterhin dafür einsetzen wird, dass die Schülerinnen und Schüler der IGS Bramsche ein Oberstufenangebot vor Ort bekommen, das ihren Vorstellungen entspricht.

Mareen Guth