Anfrage zum Rettungsdienst im Landkreis Osnabrück

Sehr geehrte Frau Landrätin,

die Regionalleitstelle Osnabrück kAöR unter Beteiligung des Landkreises Osnabrück nutzt seit einiger Zeit die strukturierte Notrufabfrage ProQA. In der zugehörigen Orientierungsvorlage (VO/2021/032) wird in dem Kontext auf eine grundlegende Veränderung der Arbeit in der Leitstelle verwiesen. Im Rahmen der notärztlichen Versorgung kam es ebenfalls zu Veränderungen der Einsätze und einem zeitweise erhöhten Aufkommen von Notarzt-Anforderungen für Fälle, die auch einer KV-Versorgung hätten zugeführt werden könnten. Dieses sei laut VO/ 2021/261 auf die Umstellung zurückzuführen und temporär begrenzt, da die Einführung durch ein kontinuierliches Qualitätsmanagement begleitet werde. Im gleichen Zeitraum stiegen aber auch die Anzahl der RTW-Einsätze an, was auf andere Gründe zurückzuführen sei (z.B. demographischer Wandel).  Zusätzlich wird im Landkreis ein N-KTW stationiert, der die RTW bei Bagatellfällen entlasten soll.

Dazu möchten wir folgende Fragen stellen:

  1. Hat die Umstellung auf die standardisierte Notrufabfrage Auswirkungen auf die erforderliche Qualifikation der Mitarbeiter der Leitstelle?
  2. Gibt es Auswirkungen auf die Besetzung der Leitstelle (Personalreduzierung, Fluktuation etc.)?
  3. Wie stellt sich aktuell die Anzahl der Notarzteinsätze dar?
  4. Ist der Anstieg der RTW-Anforderungen möglicherweise ebenfalls zumindest anteilig auf die Umstellung zurückzuführen, etwa weil durch die standardisierte Abfrage besondere Umstände (Heimbewohner, Patientenverfügung etc.) nicht erfasst werden?
  5. Welche Beschwerdebilder werden einem N-KTW zugeordnet?

Im Entwurf zum Produkthaushalt 2022 wird auf S. 411 dargestellt, dass der Landkreis Osnabrück sich an einem landesweiten Kennzahlenvergleich für den Rettungsdienst beteiligt und demzufolge einen der effizientesten Rettungsdienste im Land betreibt.

Dazu möchten wir folgende Fragen stellen:

  1. Welche Kennzahlen werden verglichen?
  2. Gibt es negative Abweichungen, bei denen der Landkreis Verbesserungspotential aufweist?
  3. Gibt es positive Abweichungen, bei denen der Landkreis eine Vorreiterrolle einnimmt?

Mit Kreistagsbeschluss vom 20.12.2021 wurde die Verwaltung zum Abschluss eines Kostenübernahmevertrags für eine 24/7-NEF-Versorgung am Standort Bramsche mit den Kostenträgern des Rettungsdienstes ermächtigt, der eine Evaluation und Entwicklung alternativer Konzepte für die notärztliche Versorgung im Landkreis beinhaltet (VO/2021/261).

Dazu möchten wir folgende Fragen stellen:

  1. Ist es geplant, Politik in die Evaluation einzubinden? Wenn ja, wie?
  2. Ist es geplant, die Standortleiter der Rettungswachen im Landkreis einzubinden? Wenn ja, wie?
  3. Wie beurteilt die Verwaltung die Möglichkeit, die erforderliche Evaluation auszuweiten und nicht nur die notärztliche Versorgung, sondern die gesamte rettungsdienstliche Versorgung im Landkreis einzubeziehen?

Wie bereits angeführt, steigen die Einsatzzahlen im Rettungsdienst stetig an. Als mögliche Gründe werden seitens des Landkreises als Träger des Rettungsdienstes eine veränderte Altersstruktur, eine veränderte (eingeschränkte) hausärztliche Versorgung und ein verändertes Anspruchsverhalten angeführt (VO/2020/915). Berichten zufolge, kommt es unter anderem auch gehäuft zu Alarmierungen durch Pflegeheime, die als unnötig empfunden werden. Erste Ergebnisse des Innovationsfondprojektes Novelle stützen diesen Eindruck. Als Gründe für nicht-notwendige Anforderungen des Rettungsdienstes werden dort u.a. Personalmangel, Materialmangel und eine fehlende Erreichbarkeit des ärztlichen Dienstes, aber auch fehlendes Wissen über vorliegende Patientenverfügungen genannt. Eine bessere Erreichbarkeit kann unter anderem durch telemedizinische Anwendungen erreicht werden. Das im Dezember 2018 im Landkreis begonnene Projekt eMed-Care soll eine verbesserte Kommunikation zwischen Hausärzten und Pflegekräften erreichen und Versorgungsprozesse optimieren, darüber sollten inzwischen erste Ergebnisse vorliegen.

Dazu möchten wir folgende Fragen stellen:

  1. Sind dem Landkreis als Träger des Rettungsdienstes die Gründe für nicht-notwendige NEF-/RTW-Einsätze in Pflegeheimen bekannt?  
  2. Welche Maßnahmen trifft der Landkreis, diese auf ein notwendiges Maß zu beschränken?
  3. Gibt es Überlegungen, Ergebnisse des eMed-Care-Projektes zu nutzen und eine Ausweitung über die hausärztliche Versorgung hinaus zu prüfen? Ist eine Anbindung an den KV-Notdienst denkbar?
  4. Wie beurteilt die Verwaltung eine telemedizinische 24/7-Anbindung von Pflegeheimen an die ambulante ärztliche Versorgung hinsichtlich der Auswirkungen auf die Einsatzzahlen des Rettungsdienstes im Landkreis?
  5. Gibt es Überlegungen des Landkreises – etwa im Rahmen von Begehungen in den Heimen-, für eine Sensibilisierung und verbesserte Kommunikation in Bezug auf Patientenverfügungen zu werben?

Ich bedanke mich für die Bearbeitung!

Mareen Guth